TALK IN PUBLIC
In dem neuen diskursiven Format TALK IN PUBLIC tragen Angie Hiesl + Roland Kaiser die Debatten zu brennenden gesellschafts- oder kulturpolitischen Fragen an den Ort, an den sie gehören: direkt in den öffentlichen Raum. Die bis 2025 angelegte Reihe lädt Expert*innen und Betroffene ein, im Gespräch mit dem Schriftsteller und Historiker Lothar Kittstein ein aktuelles Thema zu erörtern. Die Talks werden an verschiedenen Orten im öffentlichen Raum platziert, um ein diverses Publikum in die Debatte einzubeziehen.
TALK IN PUBLIC #01
ENDSTATION ARMUT?
TALK IN PUBLIC startet nun in der Vorweihnachtszeit mit dem Thema ENDSTATION ARMUT?. Ein Schwerpunkt wird auf gesellschaftliche Teilhabe, soziale Zugehörigkeiten und die Betrachtung von Faktoren subjektiver Armuts- und Reichtumswahrnehmung gelegt.
In der aktuellen Diskussion um die Großthemen Klima und Krieg geht eine dritte Krise medial fast unter, die unsere Wohlstandsgesellschaft im Kern herausfordert: Armut. Immer mehr Menschen fühlen sich in ihrer Existenz bedroht oder sind bereits in Armut abgerutscht. Die Schere zwischen Arm und Reich wird größer, und die Zahl der Menschen, deren existenzielle Grundbedürfnisse wie vernünftige Ernährung oder soziale und kulturelle Teilhabe nur noch unzureichend erfüllt werden, wächst. Unser Sozialsystem scheint damit überfordert. Die Öffentlichkeit nimmt das Phänomen quasi achselzuckend als Teil gesellschaftlicher Normalität hin.
Kann sich eine demokratische Gesellschaft so viel Armut leisten? Ist Armut gar der Preis gesellschaftlicher Freiheit? Entsteht durch Armut ein Raum für Misstrauen und Radikalisierung, der die Legitimität der Demokratie bedroht? Wer ist eigentlich schuld in alldem? Was tun?
Lothar Kittstein diskutiert mit Prof. Dr. Sigrid Leitner und Andreas Kasper über die prekärer werdende Situation vieler Bürger*innen und die Verantwortung von Politik und Gesellschaft. Das Publikum ist herzlich zur Teilnahme an der Debatte eingeladen.
Datum: 10.12.2022
Uhrzeit: 15h00
Ort: Kurt-Hackenberg-Platz, Köln
Lothar Kittstein, 1970 in Trier geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie. Nach der Promotion in Neuerer Geschichte war er drei Jahre als Headhunter in einer kleinen Unternehmensberatung tätig. Seit 2005 schreibt er als freier Autor und Dramaturg für das Theater.
Unter anderem entstanden Texte für das Thalia Theater Hamburg, Schauspiel Köln, Ruhrfestspiele Recklinghausen, Schauspiel Frankfurt, Theater Krefeld Mönchengladbach, Schauspiel Düsseldorf, Kammerspiele München, Residenztheater München, Theater Chur, Theater Bonn, das Berliner Ensemble und für verschiedene freie Theatergruppen, insbesondere das Bonner „fringe ensemble“.
Kittstein lebt mit seiner Frau und ihren vier Kindern in Bonn und im europäischen Ausland.
Prof. Dr. Sigrid Leitner ist Professorin für Sozialpolitik an der Technischen Hochschule Köln. Sie hat Politikwissenschaft studiert und unterrichtet seit 2008 im Studiengang Soziale Arbeit. Ihre langjährigen Forschungsthemen liegen in der Kinderbetreuungs- und Altenpflegepolitik, in der international vergleichenden Sozialpolitik und der Frage nach Geschlechtereffekten von Sozialpolitik. Sie war 2019/2020 Mitglied im Beirat des Sechsten Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung und hat sich in diesem Rahmen mit der subjektiven Wahrnehmung und Bewältigung von Armut beschäftigt. Aktuell forscht sie zur Frage, inwiefern die Interessen von marginalisierten Gruppen, z.B. von Langzeitarbeitslosen und ihren Familien, in der Sozialpolitik Gehör finden. Dabei geht es sowohl um eine advokatorische Interessenvertretung durch Soziale Arbeit als auch um die Selbstvertretung von Betroffenen.
Andreas Kasper (*1962) war Rigger (Höhenarbeiter in der Veranstaltungstechnik), bis er krankheitsbedingt in die Erwerbslosigkeit rutschte. Aufgrund seines Gesundheitszustandes gilt er als „schwer vermittelbar“ – so fiel er aus dem Arbeitssystem heraus und konnte keine Altersversorgung ansparen. Heute erhält er vom Sozialamt Grundsicherung nach SGB 12, um seinen Unterhalt zu bestreiten – fast 60% entfallen dabei auf Zahlungen für Wohnen. Er führt ein bescheidenes Leben an der Armutsgrenze.
Konzept und Realisation: Angie Hiesl + Roland Kaiser
Assistenz: Jürgen Dechert
Management: Ruth Suermann
Finanzen und Organisation: Pascale Rudolph
Pressearbeit: neurohr & andrä GbR
Grafische Gestaltung: Steffen Missmahl